„Die Blaue Reiterin und ihr Freundeskreis“ heißt die laufende Ausstellung im Frauenmuseum in Bonn, mit der Gabriele Münter und der Erhalt des nach ihr benannten Kunstpreises für Frauen ab 40 gefeiert wird. Zu diesem Titel fiel mir sofort ein Bild ein. Trotzdem habe ich erstmal in Ruhe gelesen: „Die Künstlerin mit der Zauberhand“ und gehört: „Lege dein Ohr an dein Herz und horche“. Und Gabriele Münter für mich entdeckt. Was für eine starke Frau – nun, sie hatte auch keine Wahl, solange sie ihrem Drang zu bilden nachgeben wollte. Und was für eine geniale Zeichnerin, Fotografin und Malerin. Das Bild in meinem Kopf konnte bleiben, auch wenn seine tatsächliche Erscheinung etwas sentimental ausfällt. In den Farben zu schwelgen und Irisdrucke anzufertigen hat mir großen Spaß gemacht, auch die schwungvolle Handzeichnung in Schwarz, die ich einige Male üben musste, bis sie so zeichenhaft reduziert gelangt. Nach dem eher kopfigen Ansatz von „Misbehaviour“ war das eine Arbeit für mein Herz.
Folgendes habe ich als Katalogtext eingereicht:
Das Bild verschmilzt zwei Bilder von Wassily Kandinsky zu einem: „Lyrisches“ (1911) und „Kallmünz – Gabriele Münter beim Malen“ (1903). Darüber gelegt sind Briefzitate von Gabriele Münter, die ich, der Dramaturgie ihrer Beziehung zu Kandinsky folgend, aneinandergereiht habe.
Gabriele Münter liegt in ihrem blauen Malerkittel träumend auf dem dahinstürmenden Pferd, das nichts Lyrisches mehr hat. Es erscheint riesig und ungestüm. Ihr Arm mit der Hand, die Kandinsky so verehrte, hängt herab. Diese Hand hat nicht nur gemalt, sondern auch Briefe geschrieben, deren Gefühle zwischen Zärtlichkeit, Auseinandersetzung und Bitterkeit changieren. Im Traum spricht sie zu ihm, wieder und wieder – daher die Wiederholung der Zitate auf dem Kopf stehend. Es ist ein niemals endender Monolog, in den sie gerutscht ist. Wer kennt sie nicht, diese nächtlichen Schleifen. Die Zitate sind auf das Glas gedruckt, damit sie sich als weitere Bewusstseinsebene abheben. Durch den transparenten Farbauftrag drängen sie sich nicht auf; sie sind sozusagen optisches Gemurmel.
Gleichzeitig ist das Bild aber farbenfroh und kontrastreich, ganz so wie das Leben der Gabriele Münter. War sie auch manchmal enttäuscht und traurig, so hat sie doch immer gemalt, gearbeitet, nach Ausdruck gesucht. Es ist auch eine Spiegel ihrer Kraft, gestalterisch wie menschlich. Die Farbfelder sind teilweise im Irisdruck hergestellt, d.h. mehrere Farben verschmelzen in einem Druckvorgang. Ich wollte eine möglichst malerische Wirkung erzielen.
Schließlich ist es auch eine Synthese zwischen den Farben der Originalwerke und den schwarzen Umrisslinien der Münter, die sie in allen Phasen ihres Schaffens mit Gefühl verwendete.