Morgen und übermorgen ist meine Ausstellung zum letzten Mal geöffnet. Ein kurzer Rundum-Blick geht in die drei verschiedenen Sphären der Ausstellung.
Die Knochen sind schon beschrieben und tanzen munter weiter.
Bewegliches
Bewegung, Verwandlung, Kreislauf, das alles gehört zu uns Menschen und zur Natur. Das Wachsende, Bewegliche findet sich gegenüber den festen Knochen.
Dann beginnt die Zeit, sich einzumischen: Die „Schneckenuhr“ geht sehr langsam, passend zum Langzeitprojekt „Ein Jahr in meinem Garten“:
Die beiden Grafiken über dieser Vitrine zeigen, was Zeit mit Pflanzen macht:
Für Kohle braucht es auch noch Druck, und die Kohle hat dann optisch nichts mehr mit den zarten Skeletten der Pflanzen gemein, die hier noch zu sehen sind.
Die „Mondnacht mit Max“ ist eine poetische Hommage an Max Ernst, zum Beispiel seine „Muschelblumen“. Aus Abklatschen und Drucken entsteht eine neue Welt, die uns bekannt und zeitlos vorkommt.
In der Vitrine darunter sind skelettierte Blätter zu finden – die Efeublätter des vergangenen Jahres sind von Kleinstlebewesen so weit fermentiert, dass sie ihr zartes Gerippe zeigen. Auch hier zeigt sich das Wirken der Zeit.
Flüchtiges
Schließlich geht es zu den Flüchtigen Dingen, Licht und Luft.
Das Licht zu zeigen ist vom Beginn der Malerei an eine der großen Herausforderungen für Künstler:innen. Kein Wunder, ist doch die subtraktive Mischung des Lichts mit der additiven Mischung der Pigmente einfach nicht nachzuahmen. Versucht werden darf es trotzdem; meine Kamera kämpft.
Hinterleuchten, projizieren, beleuchten: In der dritten Sphäre ist das Licht der Hauptdarsteller.
Nanu, da war doch was? Ein Mensch oder eher ein Tier? Die gleiche Druckform wirkt in „Floras Liebhaber“ deutlich verwandter.
Sachte Bewegung, verursacht allein durch die Lüftung des Overheadprojektors, macht den „Baumschattengenerator“ und seine Projektion zu einem Ruhepol.
Luft, Licht und einige Blätter – mehr muss es nicht sein. Mancher steht lange davor und denkt an kühlenden Schatten; die Hörstation nimmt die Besucher:innen mit auf einen Spaziergang im sommerlichen Wind. Ich empfehle, die Hörstation laufen zu lassen und dabei die drei folgenden kurzen Videos anzusehen:
Byung Chul Han ist der Autor eines meiner absoluten Lieblingsbücher, „Lob der Erde – Eine Reise in den Garten“ (2018) – nicht, weil ich jedem seiner Sätze zustimme, sondern weil einige Sätze perfekt sind: „Der Schatten formt das Licht“.
Die Aussicht darauf, diesen wunderschönen Raum bespielen zu dürfen, hat mich nun fast zwei Jahre lang getragen, und damit auch durch Corona. So lange ich mich sowohl in der Natur aufhalten als auch Kunst machen kann, geht es immer weiter. Bei Licht besehen, ist mein Leben ein Geschenk.
Die Geräusche für alle Hörstation habe ich selbst eingespielt, sie mit zwei lizenzfreien Loops von apple Garageband ergänzt (Jam-Session und Im Sonnenschein) und gemixt.
Pingback: Bei Licht besehen | Siebdruck-Atelier Ellen Löchner
Wunderbar, liebe Ellen … Vielen Dank für diesen Genuss!
Liebe Grüße,
Evelyn
Liebe Evy,
es tut gut zu wissen, dass du da draußen bist! Immer wieder danke für’s Lesen.
Liebe Grüße
Ellen